Sittiche Online© präsentiert eine wahre Wellensittichgeschichte:

  

von Silke Seehof

  
TWEETYS SCHICKSAL:

  
Ich möchte Euch eine (natürlich wahre) Geschichte erzählen, die jeden - auch zukünftigen - Vogelhalter zum Nachdenken anregen sollte:
Also: Ich kenne die Eltern einer langjährigen Freundin (wir sind schon zusammen in der Berufsausbildung gewesen) seit Jahren - oft sehen wir uns aber nicht. Es ergab sich dann einmal, daß wir uns allesamt einmal dort trafen....
Die "kleine" Schwester (huch, sie ist ja nun auch schon wieder Anfang 20) hatte sich also vor etwa 6 Jahren die Tweety gekauft, ein gelbes Schwarzauge - naja, gelb - wohl eher die Farbe einer fast reifen Zitrone - gelb mit pastellgrünen Partien.... Mittlerweile hat sie aber die Schule beendet und eine Lehre aufgenommen, ist selten daheim und so saß der Vogel, als ich ihn fand, mit leicht eingezogenem Kopf auf der höchsten Stange seines viel zu kleinen Käfigs.
Die Nase ähnelte stark der eines Nashorns - dicke braune Krusten überzogen die Nasenhaut und wie Schornsteine sahen die fast geschlossenen Nasenlöcher aus. Das Gefieder war zerzaust, unter den Flügeln kahl - mit einem Wort - ein Bild des Grauens! Im Boden des Käfigs war kein Sand,Wasser fehlte ganz und eine abgenagte Knusperstange hing von der Decke,von den Körnern lag nur Spreu zentimeterhoch am Boden, frische Körnerfehlten... Als ich die Kleine ansprach, wich sie erst ein paar Tippelschritte zurück... Ich redete weiter leise auf sie ein und näherte ich mich vorsichtig mit der Fingerspitze dem Käfig. Da schoß sie mit aufgerissenem Schnabel vor undbiß mir fest in die Fingerkuppe. Wie eine Furie stand sie drohend mit aufgesperrtem Schnabel da, die Pupillen traten regelrecht aus dem weißen Ring hervor. Ichwußte sofort, ich würde sie keinen Tag länger hier lassen! Einen Meterweiter saßen schon die zwei jungen Katzen der Familie.... ich beobachtete, wie sie herankamen und versuchten, mit den Pfoten in den Käfig zu angeln. Minutenlang strichen sie wild um das Gitter herum.
  
Ich krempelte die Ärmel hoch. "Hier muß zuerst Wasser, Futter und Sand rein" das war meine erste Amtshandlung. "Das ist Nettis Vogel" fiel der kleine Bruder schnell ein "aber die kümmert sich nicht mehr um ihn. Ich hab ihmschon immer was zu Fressen gegeben..." "Naja, so dick sieht er nun auch nicht aus!" konterte ich. "Außerdem hat er Milben, das sieht ein Blinder mit dem Krückstock." Ich zeigte ihm die Wucherungen an der Nase. „Ihr müßt mit ihm mal zum Arzt gehen." „Ach, der saß schon mal so komisch auf dem Boden, als ob er eingeht aber er hat sich wieder aufgerappelt."
"Laßt ihr ihn denn auch mal fliegen?" Er nickte. „Dann haben die Katzen ja eine schöne Beschäftigung! - Am besten, ich nehme den Vogel erst mal mit und kümmeremich um ihn und bringe ihn erst einmal zum Arzt." - "Naja, ich weiß nicht, ob Netti damit einverstandenist...." - "Wenn er hierbleibt, geht er Euch sowieso ein... er ist jaschon halbtot, außerdem, mit Netti rede ich selbst und zur Not kann sieihn eben - wenn er wieder gesund ist - wiederhaben, aber jetzt nehm ich ihn mit!" Aus, basta! Er war einverstanden.
Gesagt, getan.... Fürs erste drückte ich ihm noch schnell 10 Mark in die Hand, weil er einwand, er habe doch erst von seinem Lehrlingsgeld Sand und Futter gekauft (dieses habe ich dann doch lieber in der nächsten Mülltonne entsorgt, denn es roch furchtbar nachNikotin)... Ach ja - Nikotin! Ich habe vergessen zu sagen, daß in derFamilie alles starke Raucher waren - etwa 1 1/2 bis 2 Schachteln pro Tagund pro Nase! Das ist vielleicht eine Luft dort drin, wenn dann alle am Fernseher sitzen und rauchen, der Aschenbecher fast überquillt. Die Luft ist blauschwadig, die Tapete gelb, die Gardinen auch... Ich halte es ohnehin nicht lange drin aus, ich mußzwischendurch immer mal einen "Spaziergang" an die frische Luftmachen.... Ja, und so sah dann auch Tweetys Käfig aus. Die Holzstangen warengelbbraun, am Boden sah man die Stellen, wodie Futternäpfe gestanden hatten - sie waren noch hellgelb, wie der Käfig früher sicherlich auch - der Rest gelbbraun! Selbst einAbscheuern des Bodens mit Viss hat nix genützt. Die Stangen rochen beiBerührung mit Wasser wie frisch eingeweichte Zigarren - und Tweety? ImAuto wußten wir noch nicht, sind das allein unsere Sachen die da so riechen?Nachdem wir uns zu Hause umgezogen hatten und den Käfig in die Handnahmen, wußten wir, wer noch so ein Stinker ist - Tweety!! Nein, somüffelnd konnten wir die Kleine nicht in die Nähe unserer Piepserlassen, die würden doch so etwas gar nicht als Vogel akzeptieren!
  
Also, Käfigboden ab und Vogel mitsamt Käfiggitter in die Wanne! Ich nahmdann die Handbrause, drehte einen leichten warmen Wasserstrahl auf undduschte die Kleine ordentlich ab. Als sie feucht wurde, stank sie nochmehr! Außerdem kannte sie ein Duschbad offenbar überhaupt nicht und hüfte nur spektakelnd von einer Ecke in die andere. - Tut mir leid,Kleine, da mußt Du jetzt durch! Ich setzte dann die pitschnasse, immernoch müffelnde Tweety in einen frischen Käfig mit Sand, Futter, Grünzeug- na eben allem, was sich ein Vogelherz wünscht... Tweety würdigte michkeines Blickes und drehte mir für den Rest des Tages die Schwanzfedernzu. Ich brachte sie in unser Vogelzimmer. Bubi, der gerade seine Pittiverloren hatte, flog in der Voliere umher und rief immer noch nachseinem Weibchen. Tweety beschäftigte sich zunächst mit einem Spiegel,später jedoch fand sie das Hähnchen interessant... Sie lief am Gitterentlang und balzte abwechselnd mit ihrem Spiegel, dann wieder mit demweiter entfernten Bubi...
 
 
Nach etwa 8 Wochen intensiver Milbenkur, Vitaminpräparaten undAufbaustoffen war aus der Tweety eine - zwar noch unter den Flügeln kahleund nasenvernarbte - aber parasitenfreie und besser genährte Damegeworden. Ich beschloß, die beiden zusammenzusetzen und öffnete dieTüren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schlossen sich die beidenzusammen. Tweety war sofort in Brutstimmung und nagte fanatisch an jedem Material, das nicht schnabelfest war: Gardinenbögen, Regale,Türrahmen.... Ich fürchtete, sie würde sich wegen ihrer Nagerei noch vergiften, also beschloß ich, ihr ein sehr kleines Holzkästchen, welchesschon der kranken Pitti in ihren letzten Wochen als Unterschlupf gedient hatte, zum Abreagieren zu geben. Ich war froh, daß sie sich nach den vielen Jahren der Einsamkeit und Aggressivität endlich wieder friedlichmit einem Artgenossen einließ. Sie stürzte sich auch sofort darauf undfing an, es zu benagen und umzuräumen.... Ich ahnte schon, daß ihrBrutinstinkt geweckt war und wollte ihr zunächst ihren Willen lassen, sie sollte vor allem zur Ruhe kommen .Mit der Paarung klappte es zunächst gar nicht. Tweety setzte sich in die allerfeinste Pose, doch der viel jüngere und unerfahrene Bubi brachtemit seiner ungeschickten Art immer beide zum Absturz... Trotzdem begann Tweety, Eier zu legen. Auf den ersten Blick erkannte man, daß aus diesenEiern nichts schlüpfen würde... die Schale war ungleichmäßig dick, an manchen Stellen nur pergamentartig dünn. Sie trockneten innerhalb weniger Tage aus und wurden von ihr herausgeworfen. Doch sie gab nichtauf. In den nächsten Monaten legte sie noch etwa 4 mal je 5 Eier - ich befürchtete schon, sie würde sich noch zu Tode legen. Die Eier waren stetsunbefruchtet - ich kontrollierte sie regelmäßig - und so kam ich zu der Überzeugung, daß die Kleine wohl niemals Küken ausbrüten könnte, weil siewohl schon zeugungsunfähig war - durch die Raucherei oder Krankheit -wie auch immer.
 
 
Irgendwann einmal vergaß ich die Kontrolle und so war ich völlig verblüfft, als ich - es war bereits ein 3/4 Jahr seit Tweetys erstemVersuch vergangen - plötzlich merkwürdige Geräusche aus dem Kastenhörte. Ich traute meinen Ohren nicht! Ich rief meinen Mann und bat ihn,doch einmal vorsichtig hineinzulugen, ob er etwas sehen könne. "Jaja, dabewegt sich was..." Das konnte doch nicht sein! Tatsächlich, 3 winzigenackte Küken saßen in dem kleinen Kasten, der ja eigentlich als Nistkasten völlig ungeeignet war. Ich war völlig durch den Wind... Bubi allerdings interessierte die ganze Geschichte herzlich wenig - vonVaterpflichten hielt er nicht viel. Damit hatte ich nicht gerechnet...Die Kleinen schrien auch oft nachts, und zwar herzzerreißend. Manchmal bin ichnachts aufgestanden und wußte nicht, was ich tun sollte. Würde Tweetysich wenigstens um sie kümmern? Bekämen sie genug zu fressen? Amnächsten Tag nahmen wir den Kasten vorsichtig ab, um einen Blickhineinzuwerfen. Ein Junges war tot und schon ganz plattgetreten. Wirentfernten es. Ein anderes lag in einer Ecke abseits. Ich fürchtete, daßes auch sterben würde und legte es zu dem verbliebenen Küken, welches etwas größer und wohlgenährt war, damit es Futter und Wärme bekäme. Das arme Kleine hatte nur wenig Futter im Kropf. Ich war versucht,es zu füttern, doch wie? Es sperrte ja nicht mal den Schnabel auf, wennman es antippte und Anzuchtfutter hatte ich doch auch nicht da... Nachein paar Tagen waren beide Küken gewachsen, das eine war deutlichgrößer, doch auch das andere war ganz offensichtlich satt... Der nächste Schreck kam, als etwa 10 - 15 Tage herum war, und beideKüken immer noch nicht sitzen konnten. Ihre Beine staken quer im Kasten, ihreKöpfchen konnten sie heben, aber nicht sitzen! Sie ruderten mit denFüßen umher und rutschten so an den Platz, den sie gerade wollten... Ichwälzte Bücher - sollte das etwa normal sein? Leider konnte mir damalsniemand genau weiterhelfen - zum Arzt wollte ich damals noch nicht, dennich fürchtete, sie würden sich unterwegs erkälten oder aber ihre Mutterwürde sie dann nicht mehr annehmen... Also mußte ich abwarten.
 
 
Eines Tages nun kroch Quasimodo aus dem Kasten heraus (er war ganz offensichtlich flügge geworden und hatte seinen ersten Flugversuch unternehmen wollen). Ich fand ihn in der Voilere am Boden und setzte ihn in meinem Schrecken zunächst wieder in das Kästchen. War er herausgefallen oder ist das eingetreten, was ich immer befürchtete? Es dauerte nicht lange und er war wieder draußen. Ich hob ihn auf, doch sowie er auf meiner Hand lag, flatterte er davon. Sein Bruder folgte ihm. Es war ein Drama. Er versuchte, den Alten zu folgen, doch überall, wo sie sich niederließen, fand er keinen Halt. Er flatterte aufgeregt vor Wänden, Schränken und Regalen her, bis ihn seine Kräfte verließen. Dann fiel er wie ein nasser Sack zu Boden. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Sobald ich ihn aufhob, glitt er mir schon wieder aus den Händen und folgte seinen Kameraden, fiel aber immer wieder zu Boden. Manchmal schlug er dabei so hart auf, daß es knallte. Ich konnte das nicht mitansehen. Sein Bruder (Silver) kam schon besser zurecht, er rutschte zwar ab und zu aus, weil er sein Gewicht nur auf ein Bein stützen konnte, aber er lernte schnell. Nun guckte er mitsamt den anderen ungläubig nach Quasimodo, wie der sich wohl anstellte. Endlich bekam ich ihn zu fassen und brachte ihn sofort in einen Käfig und von den anderen fort. Als er die Rufe nicht mehr hörte, beruhigte er sich. Wir fuhren zum Arzt, der auch kurze Zeit darauf noch Silver untersuchte. Silver hatte Glück im Unglück - bei ihm ist nur 1 Hüftgelenk deformiert. Quasimodo hat einenverschobenen Knochenbau - sein Brustkorb liegt seitlich, zum rechtenFlügel hin und sein Becken nach rechts - ein Gelenk ist dabei fast nach oben ausgerichtet... Der Tierarzt vermutete, daß eine Schädigung der Erbanlagen der Tweetydie Ursache sein könnte. Quasimodo kommt farbenmäßig ohnehin mehr nachder Mutter, er ist der einzige hellgrüne im Gelege.
 
 
Die nächsten Wochen waren ein Nervenkrieg. Es sollte sich herausstellen, ob Quasimodo lebensfähig wäre und lernen würde, mit seiner Behinderung umzugehen. Zunächst bandagierte der Arzt die Füße von Quasimodo und Silver mit Pflastern. Silver sollte durch eine Fußfessel etwas mehr Halt im Gelenk bekommen und sich daher auch trauen, es zu belasten und das Laufen üben. Agwöhnisch beknabberte er diese lästige Schlaufe, humpelte dann aber darauflos. Es lies sich sogar ganz gut an damit. Er knabberte das Band nach etwa 14 Tagen alleine durch, so daß wir ihm nur später die Zipfel von den Beinen lösen mußten und er frei war. Quasimodo hatte ein schwereres Los gezogen. Der Arzt hatte seine Beine ebenfalls mit einer Fußfessel fixiert, die das Gelenk eventuell noch etwas formen sollte. Ich war besorgt, daß er Schmerzen haben würde, der Arzt meinte, angenehm würde es sicherlich nicht sein, aber große Schmerzen würde der Vogel nicht zeigen und richtig, er war trotzdem sehr munter. So lag er denn da auf einem Kissen, regelrecht gefesselt wie in einem Cowboy-Film. Er rutschte wie eine Robbe mit ein paar Flügelschlägen zum Futternapf, den ich ihm hingestellt hatte, hängte sich vornüber und begann zu fressen. Mir blutete das Herz dabei, zu sehen, in welcher Zwangslage sich der Vogel befand und trotzdem so eine Unbekümmertheit an den Tag legte. Ich holte eine Schere und löste seine Fesseln. Er sollte es aus eigener Kraft und auf seine Weise schaffen, sagte ich mir. Ich würde ihm helfen wo ich könnte und ihm, wenn er zeigt, daß er sich überfordert fühlt und seine Lebenslust verliert auch den „Gnadenschuß" geben, aber er sah mich so an, daß ich ihm die Chance dazu einfach nicht verweigern konnte. Von den Fesseln befreit, konnte er nun auch wieder richtig fliegen: Kopf hoch, Flügel geschlagen und direkt aus der Bauchlage auf in die Luft. Da er aber das Landungsproblem noch nicht gelöst hatte, mußte ich mir etwas anderes einfallen lassen. Er mußte zunächst lernen, sich kletternd fortzubewegen, um am Gitter landen und sich Nahrung holen zu können. Ich holte also eine große Rolle Draht und zog zusätzliche Streben damit in den Transportkäfig ein. Er sollte leichter Halt finden, bis er mit dieser Methode etwas geübter sei. Es dauerte nicht allzulang, da begriff er, wie es funktioniert.
 
 
Nach etwa 2 Wochen wagte ich es, ihn zurück zu seinen Artgenossen in das Vogelzimmer zu setzen. Ich wußte, dieser Versuch könnte gut, aber ebensogut auch schlecht ausgehen, wenn er sich nämlich überschätzt und dabei schwer verletzt, doch ich mußte es riskieren. Er erkannte schnell, daß er sich am Gitter der Voliere entlanghangeln konnte, so wie er es von dem kleinen Käfig her kannte. Hinein fand er noch nicht, weil er es noch nicht lernte, durch das enge Einflugkästchen zu fliegen. So übernachtete er meist oben auf dem Dach. Irgendwann fand er selbst hinein und so waren die ersten Zweifel besiegt und die Hoffnung wurde immer stärker, daß er sich behaupten würde.
Ja, der kleine ist mir wirklich ans Herz gewachsen, er ist für mich der niedlichste meiner Vögel, obwohl er für jeden fremden wahrscheinlich nur ein kleiner häßlicher Krüppel ist. Ich hatte mit ihm die meisten Höhen undTiefen durchlebt - jeder Mißerfolg stellte wieder die Frage Leben oderTod - aber es war, als wüßte er, daß er mir beweisen sollte, daß er lebenwollte und damit auch zurechtkommt. Quasimodo ist jetzt etwa 2 Jahrealt, er hat vielleicht 1/2 Jahr gebraucht, um wirklich mit den anderenmithalten zu können und keine "behindertengerechte" Versorgung inAnspruch nehmen zu müssen - aber er hat mich immer wieder überzeugenkönnen, daß für ihn eine Einschläferung gar nicht in Frage kommt. Manchmal überlege ich heute, wenn ich ihn so sehe, ob ihm überhauptaufgefallen ist, daß er anders als seine Kameraden ist? - Wenn, dannstört es ihn offenbar nicht, denn er zie ht sich nicht zurück, sond ernmi scht immer kräftig in der Mitte mit. Wenn es etwas Leckeres gibt,setzt er sich breit in die Mitte und wehe, jemand wollte ihm etwas davonstreitig machen! Immer wieder beeindruckt er mich mit Kunststückchen, die bei einem Menschen gänzlich undenkbar wären. Z. B., wenn er aus vollem Flug auf seinem seitlich liegenden Bein auf einem Kletterast landet, das a ndere Bein kerzengerade in die Höhe gestreckt, ein bißchen schaukelnd wie ein Seiltänzer, der das Gleichgewicht halten muß, und sich damit am Köpfchen kratzt und putzt. Unglaublich! Genauso landet er, mit seinen waagerecht zur Seite gestreckten Beinen etwas abfedernd, bäuchlings auf einem Sitzast und guckt lustig in die Runde. Er hat ein unglaubliches Gleichgewichtsgefühl entwickelt und eine Muskelstärke und -dehnbarkeit, die es ihm ermöglicht, seine Beine wenigstens soweit vorzustrecken, daß sie den Aufprall seines Körpers beim Landen abfangen. Er landet weich und geschmeidig wie seine Kameraden auf ihren Füßen... Zum Schlafengehen fliegt er auf eine Schaukel, hält sich seitlich mit einem Fuß an einer Längsstrebe fest und hockt sich auf sein anderes Bein. In dieser Stellung vermag er auch, sich ausgiebig das Federkleid zu pflegen. Zwischendurch hatte ich noch ein ganz dummes Problem: Dadurch, daßQuasimodo durch seine seitlich angeordneten Beine nicht sitzt, sondernoft bäuchlings liegt hat ihn unsere dicke Bommel Cloudy mit einem paarungsbereiten Weibchenverwechselt und beharrlich versucht, ihn zu besteigen. Das gab dannjedesmal einen Tumult, weil der Kleine laut krähte und Cloudy dieAufregung nicht verstand... Ich wußte mir nicht zu helfen, sollte nundoch - nach all den Anstrengungen - alles zu Ende sein, bloß weil Cloudyden armen sonst ständig vergewaltigen würde?! Bald jedoch wußteQuasimodo, was ihm blühte, wenn Cloudy nach langem Schnabelklopfen mithohem Kamm auf ihn zukam - blitzschnell drehte er sein Hinterteil wegund ließ sich lieber füttern... Ich war froh, daß der Kleine es soschnell gelernt hatte, sich aus der Affaire zu ziehen.
  
Mittlerweile habe ich Cloudy nun auch ein Weibchen gekauft. Er wurde mirzum Schluß doch ein bißchen aufdringlich. Schließlich versuchte er,alles zu besteigen, was bei "3" nicht auf dem nächsten Ast saß... DasWeibchen ist noch sehr jung und schüchtern... und Cloudy läßt sich auchnoch nicht so leicht von Quasimodo abbringen, obwohl ihm seine tiefblaue Nasenhaut ja doch mal auffallen müßte -) - Aber es wird schon werden... Quasimodo selbst hat seit kurzem sein Interesse für Weibchen entdeckt. Er versucht sie, zu „befliegen", weil er ja wegen seiner Beine nicht aufsteigen kann... Allerdings sind die Weibchen davon eher irritiert und auch Quasimodo hätte ja auch keine Möglichkeit, das zu tun, was er da vorhat... Also, mit dieser Einschränkung wird er wohl leben müssen... Und Tweety? Tweety ist gerade mal wieder in Paarungsstimmung. Naja, brüten lasse ich sie freilich nicht mehr, aus gutem Grund. Jedoch hält sie das offensichtlich nicht davon ab, sich wenigstens zu paaren. Allerdings kommen jetzt immer die Quälgeister von Kinder dazwischen, die zumindest neugierig herbeigeflogen kommen, wenn sich Tweety in Pose setzt und damit ist dann das Vorhaben auch schon zunichte gemacht, da Tweety die lästigen Vögel erst einmal mit ein paar Schnabelhieben vertreiben muß... Aber es ist schon lustig, wenn Silver sich zurückhält, dann sieht eben Quasimodo das Geschehen... Es klappt immer wieder. Tweety hat - wenn man das so beurteilen kann - eine hohe Position im Vogelschwarm eingenommen. Sie ist die Keckeste, die sich zuerst ein neues Futter wagt oder mir auch einmal eingegenkommt, wenn ich etwas mitbringe. Sie ist nicht direkt zahm, aber ich bin über jede Aufmerksamkeit froh, die sie mir entgegenbringt, wenn sie mir auf den Kopf fliegt oder einfach nur an das Gitter zu mir kommt, wenn ich den Raum betrete... Ich bin froh, daß es ihr und allen anderen meiner Vögel so gut geht.

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Silke Seehof
Mittwoch, 18. März 1998
  
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